Die Ersatzbaustoffverordnung ist seit dem 01. August 2023 offiziell in Kraft getreten. Jedoch stehen trotz der Übergangszeit seit Veröffentlichung noch viele Ungewissheiten und Fragen im Raum. In diesem Artikel sollen anstatt der möglichen Schwierigkeiten eher die Möglichkeiten, die durch die Verordnung entstehen, besprochen werden. Dazu zeigt OTTO DÖRNER, wie sie als großes Recyclingunternehmen die Ersatzbaustoffverordnung für sich nutzt.
In einer Zeit, in der die Baubranche vor der Herausforderung steht, begrenzte natürliche Ressourcen zu schonen und die Umweltauswirkungen zu minimieren, ist die Umsetzung der Ersatzbaustoffverordnung, trotz ihrer Kritik, ein entscheidender Schritt. Die Anforderungen an die sortenreine Trennung von Materialien im Bau- und Abbruchbereich werden erhöht und die Qualitätsstandards für die Herstellung hochwertiger Produkte steigen, um den Vorschriften der Ersatzbaustoffverordnung gerecht zu werden. Recyclingunternehmen müssen dabei umdenken, denn es ist offensichtlich, dass ein Handeln wie in der Vergangenheit nicht mehr zeitgemäß ist. Doch wie setzt man so eine Verordnung als Ver- und Entsorger um?
Recycling-Baustoffe als Schlüssel zur Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung
Die Umsetzung der Ersatzbaustoffverordnung und ihre Auswirkungen auf die Verwendung von Recycling-Baustoffen rücken diese Materialien nun verstärkt in den Fokus. Bislang bestand bei vielen Ausschreibungen keine explizite Nachfrage nach Recycling-Baustoffen. Stattdessen wurden aufgrund ihrer gleichbleibenden Qualität häufig Naturbaustoffe bevorzugt. Darüber hinaus fehlten klare Vorschriften zur Nutzung von Recyclingbaustoffen.
Die Ersatzbaustoffverordnung legt nun fest, welche Anforderungen für den Einsatz von Recycling-Baustoffen in Bauwerken gelten. Die Einbautabellen geben klare Richtlinien für die Verwendung der einzelnen Ersatzbaustoffe vor und bieten somit Sicherheit.
Die Chance und gleichzeitig die Herausforderung, den Einsatz und die Akzeptanz von Recycling-Baustoffen zu fördern, sollte von Unternehmen der Recyclingbranche ergriffen werden. Eine verstärkte Verwendung dieser Materialien kann einen erheblichen Beitrag zur Förderung von Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Klimaschutz leisten.
Wie OTTO DÖRNER die EBV umsetzt:
Als ersten Schritt hat sich OTTO DÖRNER bei der Umsetzung der Ersatzbaustoffverordnung intensiv mit der Produktpalette an Recyclingbaustoffen auseinandergesetzt, um die Anforderungen dieser Verordnung zu erfüllen. Daher wurde eine Projektgruppe mit den Recyclingspezialisten der Unternehmensgruppe gebildet, die sich über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr mit dem neuen Themenbereich beschäftigt haben.
Daraus entstand die Produktlinie RC-LITH, die in den Werken Hittfeld und Nützen entwickelt wurde und zukünftig an allen Recyclingstandorten der Unternehmensgruppe in Norddeutschland hergestellt wird. Dadurch erhalten auch altbekannte Produkte bei OTTO DÖRNER wie Beton- und Mischrecycling ein neues Gewand. Zusätzlich zu den vorgeschriebenen Bezeichnungen der Ersatzbaustoffverordnung wie RC1, RC2 und BM0 tragen die Produkte nun den Namen RC-LITH.
Dank dieser neuen Bezeichnung sind die Baustoffe für die Kundinnen und Kunden klar erkennbar, was den Bestellprozess vereinfacht. Beispielsweise wird ein Betonrecycling mit der Korngröße 0-32 und der Bezeichnung RC1 zu „RC-LITH Beton B1 0/32 RC1 Tragschicht“. Dies ermöglicht eine eindeutige Zuordnung und erleichtert die Auswahl der entsprechenden Baustoffe bei Kalkulationen und Bestellungen.
Zudem möchte OTTO DÖRNER durch die Verwendung der RC-LITH-Baustoffe Sicherheit geben, dass diese Produkte vollständig den Anforderungen der Ersatzbaustoffverordnung entsprechen. Die Zertifizierung einiger dieser Baustoffe erfolgt nun sukzessive gemäß der QUBA-Richtlinie. QUBA, die Abkürzung für Qualitätssicherung Sekundärbaustoffe, stellt sicher, dass die RC-LITH-Baustoffe den geltenden bau- und umwelttechnischen Regelwerken entsprechen und eine schadlose Verwertung gemäß dem Kreislaufwirtschaftsgesetz gewährleistet ist. Dieses Vorgehen versichert nicht nur die rechtskonforme Verwendung in Bauprojekten, sondern auch die Gewissheit, dass die Kundinnen und Kunden nachhaltige Lösungen erhalten, auf die sie sich verlassen können. Es liegt in der Verantwortung der Recyclinghersteller, den Einbauenden ab dem 01.08.2023 diese Sicherheit zu geben.
Darüber hinaus werden die Recyclingprodukte unter Einsatz von grünem Strom hergestellt und mit HVO-betriebenen LKW zu Baustellen geliefert. HVO (Hydrogenated Vegetable Oil) ist ein Kraftstoff, der aus pflanzlichen Abfällen hergestellt wird. Dieser Einsatz ermöglicht, dass Fahrzeuge bis zu 92% weniger CO2 gegenüber fossilem Dieselkraftstoff emittieren. OTTO DÖRNER hat sich im letzten Jahr dazu entschieden, den größten Teil der Hamburger LKW-Flotte mit dieser Alternative zu Diesel zu betanken.
Der Unternehmensgruppe ist es ein wichtiges Anliegen, bei der Produktentwicklung eine breite Palette an hochwertigen Recyclingbaustoffen anzubieten, die den Bedürfnissen und Anforderungen der Baubranche gerecht werden. OTTO DÖRNER ist fortlaufend an der Weiterentwicklung von Ersatzbaustoffen tätig, die den Anwendungsgebieten gemäß den Einbautabellen der Ersatzbaustoffverordnung entsprechen und somit die Produktlinie RC-LITH erweitern.
Durch Schulungen aus Problemen mit der Ersatzbaustoffverordnung Chancen entwickeln
Das Ziel von OTTO DÖRNER ist es, die Komplexität der Ersatzbaustoffverordnung verständlich an die Kundinnen und Kunden zu vermitteln. Dabei liegt der Fokus darauf, sowohl die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Büro als auch auf den Baustellen im Vorfeld umfassend zu informieren und ihnen praktische Unterstützung anzubieten. Um den zukünftigen Anwendern einen Mehrwert zu vermitteln, hat sich das Unternehmen entschieden, Schulungen zur Ersatzbaustoffverordnung zur Verfügung zu stellen. Die Schulungen sollen Unsicherheiten beseitigen und Raum für offene Fragen bieten.
Die Vertriebsmitarbeiter und Vertriebsmitarbeiterinnen haben Kontakt zu verschiedenen Kundengruppen wie Tief- und Straßenbauunternehmen, Abbruchunternehmen und Ingenieurbüros aufgenommen, um sie entsprechend zu informieren. Durch den gemeinsamen Austausch wurden wertvolle Einblicke über die Bedürfnisse und Anliegen der Kundinnen und Kunden hinsichtlich der Ersatzbaustoffverordnung gewonnen.
Recyclingunternehmen sollten sich bewusst sein, dass die Auseinandersetzung mit der Ersatzbaustoffverordnung aufwendig ist und zeitliche Ressourcen erfordert. Dies kann für viele Unternehmen in der Baubranche eine Herausforderung darstellen, da es schwierig ist, sich dieses Fachwissen im Tagesgeschäft anzueignen. Daher liegt es in der Verantwortung der Ver- und Entsorgungsunternehmen, Unterstützung anzubieten, um die erfolgreiche Umsetzung der Ersatzbaustoffverordnung sicherzustellen und deren Relevanz in der Baubranche zu vermitteln.
Besonders in Zeiten, in denen über Rückgänge in der Baukonjunktur gesprochen wird und in einigen Regionen bereits spürbar sind, ist es von großer Bedeutung, eine enge Bindung zu den Kundinnen und Kunden zu pflegen und diese bestmöglich zu unterstützen.
Gemeinsam für nachhaltige Ressourcennutzung
Es ist uns ein großes Anliegen, den Verbrauch begrenzter natürlicher Ressourcen zu reduzieren und die Belastung von Deponien zu minimieren. Diesen Ansatz möchte OTTO DÖRNER nicht nur Geschäftspartnern und Kundinnen und Kunden vermitteln, sondern auch an die Kolleginnen und Kollegen in der Recyclingbranche weitergeben. Der besondere Fokus sollte auf dem Vertrieb von Recyclingmaterialien liegen, um vermehrt Ersatzbaustoffe einzubauen und den Einsatz weiter zu fördern.
Es besteht die Hoffnung, dass sich zahlreiche Recyclingunternehmen dieser Herausforderung stellen und die Umsetzung der Ersatzbaustoffverordnung als Aufgabe für eine tiefere Aufbereitung betrachten, um die Welt ein kleines bisschen besser zu gestalten.
Denn, wie wir in Norddeutschland sagen, „Wat mutt, dat mutt“.